Dienstag, 4. August 2009

Der Zeitgeist

Für Wahr geht die schönste Zeit am Schnellsten vorüber.
So auch neulich, war ich doch 3, schier endlose, Wochen ohne Internet und gezwungen mir den Medienwahnsinn im Fernsehen anzuschauen, konnte ich zusehen wie die Zeit vor sich her schleicht. Die Stunden vergingen kaum und die Tage schon ein mal gar nicht. Diese Zeit war mit Abstand die langweiligste seit Langem. Es ging soweit, dass ich sogar teilweise das Gefühl für Zeit verloren hatte. Oft musste ich überlegen welchen Wochentag wir nun genau hatten. Der Blick auf die Uhr verriet mir welche Stunde es war und auch der wievielte des Monats, doch erst ein Blick auf den Kalender oder auf die PC-Uhr sagte auch noch den Wochentag dazu. Zeit ist eine Qual, wenn man von ihr abhängig ist und ist dies nicht jeder Mensch? In meinem Beruf spielt das datum eine sehr große Rolle, täglich bin ich mit Terminen konfrontiert und weiß ständig welcher Wochentag und welche Kalenderwoche ist. Hat man Zeit und muss diese nicht wirklich genau kennen, verliert man schnell die Übersicht. Früher waren die Menschen, anhand des Sonnenstandes, noch fähig die Funktion "Kalender" zu verinnerlichen. In der modernen Welt ging diese Fähigkeit verloren. Stattdessen prangern überall Uhren, analog oder digital, über der Menschheit um ihr mitzuteilen "Achte darauf, dass Du Deine Termine einhälst" und egal wie man es handhabt, die Zeit ist gegen einen.
Züge verspäten sich unerbittlich und setzen einen weiter unter Druck, denn die Anschlüsse warten nicht und fahren pünktlich ab. Rotphasen der Ampeln dauern immer länger als die Grünphasen und auch Bahnschranken gehen gerne einmal 5 Minuten, bevor der Zug den Übergang passiert, runter und verursachen zu ungünstigen Zeiten große Staus. Baustellen, die für kilometerlange stop and go's sorgen, entstehen gerne zur Ferienzeit, wo viel Verkehr herrscht. Alles muss terminlich vereinbart werden, da der Mensch mittlerweile unter konstantem Zeitdruck steht, dass ein jeder gerne der Erste wäre und somit vor den Räumlichkeiten der Ämter oder Ärzte aller Wahrscheinlichkeit nach unerbittliche "Ich war zuerst da"-Überlebenskämpfe ausgetragen werden würden.
Die schönsten Momente vergehen jedoch wie im Flug. So trifft man einen netten Menschen und will die nächsten Momente mit ihm verbringen, so sind die Minuten auch schon dahingerafft.

Ich habe nun etwas Zeit, etwas Essenz dieses kostbaren und knappen Guts, dafür geopfert, hier einen Eintrag gegen der Menschheit größten Feind zu schreiben. Wir sollten uns nicht unterkriegen lassen und die bisschen Zeit, die wir hier haben und hier verbringen dürfen, genießen und, sofern keine Termine drücken, uns frei bewegen!

1 Kommentar:

  1. Ich stimme dir zu.
    Sollten wir nicht alle ein "Recht auf Faulheit" haben? Das Recht nicht an der Gesellschaft teilzunehmen? Aber sind wir dann nicht wieder eine Last? und was ist mit Öff Öff? Fragen über Fragen.

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